Lehrplan für den Kindergarten

Seit dem neuen Schuljahr 2002/03 gibt es einen Lehrplan für den Kindergarten.
30 Jahre galt der "Rahmenplan für die Erziehungs- und Bildungsarbeit im Kindergarten", der vom "Verband KindergärtnerInnen Schweiz" herausgegeben worden war, als pädagogische Richtschnur für die Arbeit in unseren Kindergärten. Weil der Bildungs- und Erziehungsauftrag komplexer und anspruchsvoller geworden ist und weil Kindergarten und Schule, in ihren Zielen, näher zusammengerückt sind, haben verschiedene Kantone begonnen, für die Kindergartenstufe eigene Lehrpläne zu entwickeln. Der Aargau hat zusammen mit anderen Deutschweizer Kantonen den Lehrplan Kindergarten für den deutschsprachigen Teil des Kantons Bern angepasst und übernommen.

Der Lehrplan für den Kindergarten geht von den gleichen Bildungszielen aus wie der Lehrplan der Volksschule. Auch im Kindergarten werden die Kinder auf ihrem Weg zur Entfaltung ihrer individuellen Fähigkeiten und zur Selbstständigkeit unterstützt und gefördert. Es werden Haltungen, Fähigkeiten und Kenntnisse umschrieben, die erworben und differenziert werden sollen und als Basis für das weitere Lernen in der Schule dienen. Der Kindergarten wird dabei als Lebens-, Lern-, Entdeckungs- und Erfahrungsraum verstanden, wo das spielerische Lernen und das Verweilen ein grosse Bedeutung haben.

Inhalte und Ziele des Lehrplans Kindergarten

Der Lehrplan ist in zwei Teile aufgegliedert:

  1. Leitideen und Ziele
  2. Didaktische Grundsätze

I Leitideen, Richt- und Grobziele

In den Leitideen werden die zentralen Aufgaben des Kindergartens in allgemeiner Form umschrieben. Der Kindergarten orientiert sich an denselben Leitideen wie die Volksschule: Er hat die Aufgabe, die Kinder in der Selbstkompetenz, in der Sozialkompetenz und der Sachkompetenz zu fördern. Die besondere Aufgabe besteht darin, Ziele und Angebote so auszuwählen, dass sie
- den spezifischen Entwicklungsaufgaben dieser Altersstufe entsprechen und
- die unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Kinder berücksichtigen.

Jeder der drei Kompetenzbereiche wird in Richtziele aufgegliedert. Die Richtziele beschreiben Fähigkeiten, welche im Kindergarten bei jedem Kind unterstützt und weiterentwickelt werden. Zum Beispiel ist ein Richtziel der Selbstkompetenz: Selbständiges Handeln und Selbstvertrauen weiterentwickeln

Zu jedem Richtziel werden Grobziele formuliert. Sie sind so konkret, dass sie mit bestimmten Inhalten und Methoden erreicht werden.

Zum Beispiel ist ein Grobziel zum oben genannten Richtziel: Eigene Ideen, Meinungen und Gedanken entwickeln und einbringen können.

Das Freispiel in seiner vielfältigen Form wird ebenfalls nach den Zielsetzungen des Lehrplans geplant, vorbereitet, geführt und ausgewertet.

II Didaktische Grundsätze

Die didaktischen Grundsätze stellen zentrale Anliegen und Vorgehensweisen der Kindergartenarbeit dar. Sie bilden die Basis für das pädagogische und didaktische Denken und Handeln der Lehrperson im Kindergarten. Für die Planung und Durchführung der Arbeit im Kindergarten ist das Erfassen der Voraussetzungen und das Beobachten und Beurteilen der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder die wichtigste Grundlage. Die Arbeit im Kindergarten orientiert sich nicht primär an Altersnormen, sondern am jeweils aktuellen Entwicklungsstand der Kinder. Für die Altersstufe der Kindergarten-Kinder ist das Spiel die zentrale Tätigkeit.

Didaktische Grundsätze sind:

  • Voraussetzungen erfassen, beobachten und beurteilen
  • Verschiedene Lernwege ermöglichen
  • Zielorientiert planen und Inhalte auswählen
  • Spiel-, Lern- und Lehrformen einsetzen
  • Rhythmisieren der Kindergartenzeit
  • Verschieden Sozialformen (Gruppenarbeit) einsetzen
  • Gestalten der Spiel- und Lernumgebung
  • Evaluation des Unterrichts

Übersicht der Richtziele

Selbstkompetenz

  • Bewegungsmöglichkeiten weiterentwickeln
  • Wahrnehmungsfähigkeit differenzieren
  • Ausdrucksfähigkeit weiterentwickeln
  • Selbständiges Handeln und Selbstvertrauen weiterentwickeln
  • Entscheidungsfähigkeit weiterentwickeln
  • Mit Erfolg und Misserfolg umgehen
  • Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit erweitern

Sozialkompeten

  • Einfühlungsvermögen und Rücksichtnahme weiterentwickeln
  • Beziehungen eingehen, Gemeinschaft erleben, Verantwortung übernehmen
  • Kommunikationsfähigkeit differenzieren
  • Mit Konflikten umgehen lernen
  • Werthaltungen erfahren und aufbauen
  • Verständnis für die Verschiedenartigkeit von Menschen weiterentwickeln

Sachkompetenz

  • Mit Materialien experimentieren und gestalten
  • Werkzeuge, Geräte und Musikinstrumente kennen lernen und sachgerecht einsetzen
  • Kulturelle Erfahrungen erweitern und verarbeiten
  • Naturvorgänge wahrnehmen und thematisieren
  • Begriffe aufbauen und differenzieren
  • Regeln der Umgangssprache erleben und anwenden
  • Probleme erkennen und Lösungsmöglichkeiten suchen
  • Beziehungen und Gesetzmässigkeiten erkennen und darstellen
  • Merk- und Wiedergabefähigkeit weiterentwickeln

Sandra Fischer und Nadja Hänggli Ottlik


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